DESY – Wunderwelt für Forschung und Industrie

Categories: InnovatorsNet News, Technologien & ProduktePublished On: 6. Mai 2025

Das Forschungszentrum DESY (Deutsches Elektronen-Synchrotron) mit Sitz in Hamburg und Zeuthen zählt zu den weltweit führenden Beschleunigerzentren mit Teilchenbeschleunigern und existiert bereits seit1959. Wissenschaft und Forschung untersuchen und beobachten hier Materie, Atome und Beschleunigertechnologien und entschlüsseln dabei die Bausteine der uns umgebenden Materie.

Doch die Forschungsinfrastruktur von DESY steht auch der Industrie offen: Großgeräte wie die Röntgenstrahlquellen, das DESY NanoLab bis zu Werkstätten für Hochpräzisionsgeräte – Unternehmen können Dienstleistungen durch die Expertinnen und Experten des DESY in Anspruch nehmen oder bei Entwicklungsprojekten kooperieren. Die hochpräzisen Instrumente für analytische Untersuchungen werden somit einer breiten Nutzerschaft aus Wissenschaft und Industrie zur Verfügung gestellt.

Referentin Nadja Kölpin, Industry Relations Managerin bei DESY, beantwortet in einem kurzen Interview Fragen rund um das DESY und erläutert, wie wichtig Forschung für den Alltag ist.

Können Sie Ihren Arbeitsalltag für Laien beschreiben?
Mein Arbeitsalltag ist sehr abwechslungsreich. Unsere Aufgabe in der Gruppe „Industry Relations“ ist es, Brücken zwischen Wissenschaft und Industrie zu bauen, Kooperationsprojekte anzustoßen und die Forschungsinfrastruktur – insbesondere Labore und Messplätze – für die Industrie zugänglich zu machen. Das ist vielfältig: Von Marktrecherchen am Schreibtisch, internen Abstimmungen, dem Empfang von Gästen aus der Industrie über Dienstreisen zu Partnerunternehmen bis hin zur Teilnahme an Konferenzen und der Betreuung von Messeständen. Genau diese Vielfalt liebe ich an meinem Beruf – ich lerne ständig Neues dazu, und es wird nie langweilig.

Warum ist die Forschung an kleinen Teilchen wichtig für unseren Alltag?
Viele technologische Innovationen – gerade auch im medizinischen Bereich – beruhen auf dem Verständnis von Prozessen auf der Mikro- und Nanoskala. Forschung ist eine zentrale Grundlage unseres gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritts. Denken Sie nur an die Halbleitertechnologie: Während Computer früher ganze Räume füllten, tragen wir heute mit dem Smartphone ein leistungsstarkes Gerät in der Hosentasche. Um Technik weiter zu miniaturisieren, braucht es hochmoderne Röntgenquellen wie bei uns am DESY, mit denen sich selbst kleinste Strukturen untersuchen lassen. Auch für Pharma und Medizin ist das essenziell: Unsere Methoden ermöglichen es, zu sehen, wie Wirkstoffe im Körper interagieren – ein wichtiger Beitrag zur Gesundheit.

Wie werden Teilchen sichtbar gemacht, die kleiner als ein Atom sind?
Unsere Teilchenphysiker tun das, indem sie Teilchen mit sehr hoher Energie kollidieren lassen – etwa in den Experimenten am CERN, deren Daten auch bei DESY ausgewertet werden. Persönlich finde ich aber folgende Frage noch spannender: Aus welchen Atomen besteht ein Material – und wie sind diese Atome zueinander angeordnet? Solche Strukturanalysen liefern wertvolle Informationen, zum Beispiel über die Festigkeit eines Werkstoffs oder seine weiteren physikalischen Eigenschaften.

Welche Analyseverfahren spielen heute eine zentrale Rolle – und welche Alltagsanwendungen wären ohne sie nicht denkbar?
An PETRA III, einer unserer modernsten Röntgenlichtquellen in Hamburg, nutzen wir eine breite Palette von Analyseverfahren. Diese helfen dabei, winzige Verunreinigungen in Werkstoffen oder pharmazeutischen Produkten nachzuweisen, Eigenspannungen in Bauteilen zu untersuchen oder auch historische Kunstwerke zu analysieren. Ein Beispiel: Forscher konnten kürzlich rekonstruieren, wie Rembrandt die Leinwand seiner „Nachtwache“ behandelt hat, um sie zu konservieren. Während der Corona-Pandemie arbeiteten Teams von der Uni Mainz, BioNTech, dem EMBL und DESY gemeinsam an der Verpackung der mRNA-Impfstoffe, um deren Transport im Körper zu ermöglichen. Auch die stärkste bislang bekannte Biofaser wurde mithilfe von DESY-Analysen entdeckt – eine schwedische Forschergruppe konnte dabei den Herstellungsprozess so genau überwachen, dass eine gezielte Steuerung der Materialvernetzung möglich wurde.

Gab es bei DESY einen Moment oder eine Entdeckung, die Sie besonders überrascht oder begeistert hat?
Wenn ich meine bisherigen Antworten lese, empfinde ich selbst wieder große Ehrfurcht. Unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler leisten gemeinsam mit internationalen Partnern wirklich Herausragendes. Es fällt mir schwer, eine einzelne Entdeckung hervorzuheben, denn genau das zeichnet DESY aus: Wir funktionieren nur im Team – mit viel Engagement und Zusammenarbeit. Diesen Zusammenhalt nennen wir intern den „DESY-Spirit“. Zuletzt war dieser wieder spürbar, als unser langjähriger Direktoriumsvorsitzender Helmut Dosch das Amt an Beate Heinemann übergeben hat – eine sehr herzliche Veranstaltung, bei der der Hörsaal bis auf den letzten Platz gefüllt.

In Kooperation mit DESY bieten wir vier Veranstaltungen rund um das Forschungszentrum und seine Instrumente an. Die Reihe startet mit der Auftaktveranstaltung ‚DESY Innovation Insights: Wunderwelt DESY- Wer wir sind und was wir für die Industrie tun‘.

Weitere Termine und Themen

  • Juni: StartUp Ökosystem & Science City Hamburg’
  • Oktober: ‚Hi-Acts‘ (Innovationsplattform)
  • November: Kooperationsprojekte zwischen Industrie und DESY
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